Wortfeger auf dem Jakobsweg einmal quer durch die Schweiz
«Ich bin dann mal weg», heisst Hape Kerkelings Buch, hiess es aber für mich und eine Freundin neulich ebenso. Ein hitziger Sonntag und wir zwei auf dem Schweizer Jakobsweg.
Tatsächlich begann bei mir die ganze verhängnisvolle Geschichte mit dem Jakobsweg genau mit diesem Buch, welches mir ein Kollege empfohlen hatte.
«Muesch eifach läse», meinte er damals.
Ich las und dachte: «Oh, das will i au mal!!! Wenn i dänn … und überhaupt – irgendwänn.»
Faulpelz
Heinomal, das kennt ihr auch, nicht wahr? Ich will, aber eben. Der zweite Stups auf den Jakobsweg war ein anderer Kollege, der als bekennender Faulpelz tatsächlich die ganze Schweiz auf diesem berühmtesten Pilgerweg marschiert war.
«Aber, wänn de … dänn chan ich au! Erscht rächt, nämli!», wurmte es mich.
So begannen wir vor drei Jahren in Konstanz, mein Rucksack, Pilgerausweis und ich. Immer nur tageweise klaubte ich mir die Zeit, in der ich pilgerte. Dann: Schnitt. Vor drei Jahren. Stopp mitten in der Schweiz. Mein Leben ging plötzlich andere Wege mit mir und meine Füsse fanden den Pilgerweg nicht mehr. Vorerst.
Flügelschlag
Dank einer Freundin, die im Herzen genauso wanderverrückt ist wie ich, fand ich den Weg zurück! Wir starteten also an diesem hitzigen Sonntag in Stans, marschierten durch das wunderschöne Städtchen und ab in den Wald. Herrlich. Passender hätte es nicht sein können: Unser Tagespilgerziel war die Kapelle des Bruder Klaus von Flüe in Ranft. Ein mystischer Ort, der mich in seiner historischen und religiösen Bedeutung faszinierte. In diesem kleinen Tal Ranft scheint die Welt in sich zu ruhen, wie die zwei betenden Nonnen in der kleinen Kapelle.
Wenn überhaupt irgendwo, dann kann an diesem Ort ein Flügelschlag eines Schmetterlings die Welt verändern! Hier, ja.
So viele Schritte
Und weil wir gerade so flott unterwegs waren, die schmerzenden Füsse und eingerosteten Gelenke gekonnt verdrängten, marschierten wir über unser Ziel hinaus, über die Flüeli-Anhöhe hinab bis nach Sachseln.
Hier endete unsere Etappe für heute mit 34‘000 Schritten, wie uns der Schrittzähler meiner Freundin verriet.
*Scho*chli*viel*–*scho*chli*stolz*!*
Hape Kerkeling, dieses Täli in der Schweiz namens Ranft hast Du verpasst! Wie wäre es mit einem neuen Buch «Hape auf dem Jakobsweg der Eidgenossen»? Sein «Ich bin dann mal weg» liegt nach 10 Jahren übrigens erneut auf meiner «Must-Read-Liste».
Weitere Informationen über den Schweizer Jakobsweg: www.jakobsweg.ch
Hier gehts zum Buch von Hape Kerkeling, welches es auch als E-Book gibt und damit ist es sogar pilgerwegfreundlich und federleicht im Reader.
Herzlich, der buchverrückte Wortfeger,
Tanja A. Holzer
PS: Mittlerweile ist das Buch verfilmt! Klar, wie fast meistens, kann der Film dem Buch nicht das Wasser reichen - sehenswert ist er dennoch. Hier gehts zum Film.
PS 2: Wortfeger produzierte von Heinrich Federer «Bruder Klaus - Erzählungen».
Comments