«Van Gogh alive» heisst die aktuelle Ausstellung in der Maag Halle Zürich rund um den grossen niederländischen Maler. Ich war da. Mehr als das.
Klar, wusste ich, wer van Gogh war. Das war doch dieser Nordländer, der sich ein Ohr abschnitt, oder? Seine Kunst hatte ich auch halbwegs vor Augen. Schliesslich war ich einige Jahre im Vorstand des Kunstvereins Oberer Zürichsee gewesen. Mehr jedoch, muss ich gestehen, wusste ich nicht von Vincent van Gogh.
Dienstagabend pilgerte ich mit meiner Freundin nach Zürich in die Maag Halle. Da wir aufgrund des ersten Lockdowns die Frühlingsausstellung verpasst hatten, nutzten wir die Gelegenheit der zweiten Runde. So schnell wie möglich, man weiss ja nie, wann die Tore plötzlich wieder zuschlagen. Wir betraten also mit Tickets für die letzte Vorführung um 18 Uhr die Halle. Durch den ersten Raum wurden wir schnell durchgelost: «Es beginnt in 2 Minuten, kommen Sie!»
Treppe hoch und wir standen zwischen leeren, weissen Wänden. Klassische Musik setzte ein und dann begann der Tanz von Bildern und Worten. Die ersten 10 Sekunden schon zogen mich hinein. Farben, Formen und Philosophisches trugen mich durch das wilde Leben des Vincent van Gogh. Geboren am 30. März 1853 in den Niederlanden verschlug es den unangepassten jungen Mann nach London, Paris, Brüssel und von einem Beruf in den nächsten.
Wohl getrieben, wie es viele Künstler (und Schriftsteller!) sind, zog Vincent van Gogh umher und entdeckte endlich das Malen. Um das Jahr 1885 schuf er innert 2 Jahren 180 Werke in der Region Nuenen, Niederlande. In dieser Zeit fand er zu seinem typischen Stil.
Und ich stand mitten in seiner Farbenpracht, die über die Wände und auf dem Boden leuchtete. Herrlich. Zum Eintauchen und Verlieren. Mein Blick wanderte immer wieder hinauf an die rechte Leinwand. Dort strahlte ein Zitat nach dem anderen. Was für eine faszinierende Gedankenwelt van Gogh doch pflegte! Oder erlitt?
Ich litt mit ihm, beispielsweise mit diesen Worten:
Ich würde lieber an Leidenschaft als an Langeweile sterben.
Wie dünn die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist und wie bewusst er sich dies war, zeigen seine Worte:
Ich habe mein Herz und meine Seele in meine Arbeit gesteckt und dabei meinen Verstand verloren.
Hoch gepokert, Geniales erschaffen … und am Leben zerbrochen. Das war Vincent van Gogh. Im Jahr 1890, wegen seines psychischen Zustandes in ärztlicher Behandlung, geriet er im französischen Arles in einen wahren, letzten Schaffensrausch. 80 Gemälde und 60 Zeichnungen innert 70 Tagen. (Quelle: Wikipedia, Link zum Wikipedia-Artikel) Was für Zahlen! Was für ein Ende. Im gleichen Jahr erschoss sich van Gogh unter freiem Himmel.
Benommen lauschte ich den letzten Klängen der klassischen Musik. Der Schuss hallte noch in meinen Ohren. Die bunten Wände starben in tiefem Schwarz. Ende.
Ich weiss jetzt: Genau so will ich zukünftig Kunst erleben. «Van Gogh alive» ist mehr als eine Empfehlung: hingehen! Bis 30. Dezember 2020 gastiert dieses Kunsterlebnis in der Maag Halle Zürich (LINK zu Van Gogh alive).
Herzlich, der buchverrückte Wortfeger
PS: Das Restaurant «Viadukt» liegt in der Nähe und hat eine tolle (teils auch vegane!) Speisekarte, super!
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