Wortfeger unterwegs in Irland: grün, keltisch und Welten durchwoben ...
«Good morning, lovely day.» - «Oh, what a lovely day !»
So beginnt unser erster Irland-Tag. Guten Morgen!
Der «lovely day» bezieht sich auf das irische Wetter und wird so gewünscht, wenn es sonnig oder zumindest trocken ist. Hier gibt es sowieso keinen Regen, höchstens «liquid sunshine», wie uns Reiseführer Werner aufklärt. Vom Hochsommer Anfang August katapultierte uns der Urlaub zurück in den Frühling, oder Herbst, auf alle Fälle blieben Pullover und Regenjacke stets in Griffweite. 21 Grad waren das Höchste der Gefühle, ständiger Wind, der liquide Sonnenschein, wenn er uns dann beglückte, flog uns quer um Nasen und Ohren.
Leprechauns
Ein ganz und gar unsanftes Land. Die Irren knorrig und oft mit schrägem Humor. Die Schafe sind hier auch mal vierfach behörnt, keine Seltenheit. Und läuft was schief, so ist sowieso Leprechauns schuld – das ist der grün gewandete Kobold, der mich an unser Rumpelstilzchen erinnert. «Leberkorn» verstand ich stets, wenn Reiseleiter Werner den Kobold erwähnte. Klar, liegt doch nahe, er kriecht über die Leber und nimmt uns aufs Korn. So oder so ähnlich lautet meine stille Definition.
Mir persönlich gefällt der Glaube der Iren an die «kleinen Leute» ganz besonders. Davon zu hören, verzauberte mich nahezu. Die Iren bauen kleine Häuschen für sie und sprechen mit ihnen. Die Feen, Zwerge und alle anderen winzigen Wesen bevölkern die irische Natur und genauso schaut sie aus: verwildert, verträumt, ursprünglich, wild bewachsen, Holz wird scheinbar selten zur Seite geräumt … und wehe, jemand bewegt einen Stein aus einer alten Mauer! Der könnte das Dach eines kleinen Zwergenhauses sein!
Steinig
Steine liegen viele rum in Irland, noch viel mehr als Holz. Die Britten hatten in ihrer Herrschaftszeit das Land komplett gerodet für ihren Schiffsbau. Die irischen Wälder entspringen also der jüngeren Landschaftsgeneration. Die Steinmauern, welche über die grünen Hügel ziehen, kennen jedoch jedes Alter, manch eine wurde sogar vor Christus Geburt aufgeschichtet und steht unter strengem Schutz. Alle Steinmauern dienen als Weidbegrenzung, aber vor allem als Schutz vor einem zu struppigen Wind, der die kostbare Humusschicht schlicht von den Weiden fegen könnte. Wie Windstopper stellen sich die Mauern gegen die Naturgewalten. Mich (und die Schafe!) hingegen bläst es mehr als einmal fast weg. Schafe, genau, die weiden übrigens überall in Irland und sonnen sich – wenn dann die Sonne scheint! Juheee! – auch mal genüsslich mitten auf der Strasse, auf dem gewärmten Teer liegend.
Bitte einatmen
Gewaltig ist dieses Land, in seiner kargen, schlichten Art. Hier will ich einfach tief einatmen, immer wieder, und die Luft nicht mehr hergeben. Meine Augen erholen sich in all dem Grün und meditieren vor sich hin. Städte, wie Dublin oder Galway, sind dafür farbenprächtig und in andersartigem, aber genauso betörendem Charme voller Lebendigkeit, sprudelnden Pubs und bunten Fassaden. Aber das ist eine andere Story. Das Shoppen und die mindestens tausend verschiedenen Biere sowieso.
Lynchhaus
Hab ich schon erwähnt, wie zauberhaft Galway ist? Die Stadt im Westen mit der romantischen Altstadt und dem Lynchhaus? Jäso, andere Story. Wikipedia vermittelt nebst allerhand Interessantem über Galway sogar die durchschnittlichen Temperaturen und Niederschläge. Im August zwischen 12 und 18 Grad, ja, das kann ich bestätigen. Frühling, eben. https://de.wikipedia.org/wiki/Galway
Irland, ich komme wieder, aber nicht mehr im Hochsommer. Denn dafür bist du mir schlicht zu garstig. Der irische Frühling soll grandios sein, habe ich gehört …
Herzlich, der buchverrückte Wortfeger, Tanja A. Holzer
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